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Denkmal für das Kaiser Augusta Garde-Grenadier Regiment Nr. 4: Die in Stein gehauene Dolchstoßlegende

Das Denkmal für die Gefallenen des Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiments Nr. 4 ist wohl das auffälligste Kriegerdenkmal auf dem Neuen Garnisonsfriedhof am Columbiadamm. Auf einem monumentalen Sockel liegt ein gefallener Soldat unter einem Leichentuch. Auf seiner Brust ein zerbrochenes Schwert, Lorbeerkranz und Helm. Unter dem Tuch schaut eine geballte Faust empor.

 

Die Inschrift lautet: “Wir starben, auf dass Deutschland lebe, so lasset uns leben in Euch!”

 

Das im Oktober 1925 unter Beteiligung des Reichspräsidenten und der Reichswehr eingeweihte Denkmal steht sinnbildlich für eine Reihe von Kriegerdenkmalen aus der Zeit der Weimarer Republik und zeigt den tiefen Graben in der Gesellschaft im Umgang mit dem verlorenen Krieg und der Erinnerung an seine Gefallenen. Anders gesagt: Es ist die in Stein gemeißelte Dolchstoßlegende.

 

Als Ausdruck von Verbitterung über die Niederlage, die Kriegsfolgen und den als Schmach empfundenen Versailler Vertrag dominierten bei Kriegerdenkmälern in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg revanchistische und nationalistische Botschaften. Die Initiative zur Aufstellung derartiger Monumente ging oft von Veteranenvereinigungen aus und fand im rechten politischen Spektrum, bei nationalistisch-militaristischen Gruppen und auch bei der bürgerlich-nationalen Mitte regen Anklang.

 

Besonders deutlich wird das beim Augustaner-Denkmal, wenn man sich die zweite lateinische Originalinschrift vergegenwärtigt, die ursprünglich auf der Rückseite zu finden und nach dem zweiten Weltkrieg entfernt worden war:

 

"Exoriare aliquis nostris ex ossibus ultor.” ("Einst möge ein Rächer aus meinen Gebeinen erstehen”).

 

Das Denkmal steht heute nicht mehr auf seinem originalen Platz. Ursprünglich war es zentraler Teil eines Heldenfriedhofs, der aber der Erweiterung des Flughafens Tempelhofs in den 30’er Jahren weichen musste. Im Zuge dessen wurde auch der Garnisonsfriedhof umgebaut.

 

Das Augustaner-Denkmal war andererseits aber auch nicht unumstritten. Das Presseecho auf die Einweihung war durchaus geteilt. Insgesamt gab es aus den Reihen der politisch links stehenden Parteien, der Arbeiterschaft und pazifistischen Gruppen immer wieder heftige Kritik an einem derartigen Kriegerkult. Für sie und auch Künstler:innen wie Käthe Kollwitz oder Pazifisten wie Ernst Friedrich galt es bei dem Gedenken an die Kriegsgefallenen, das Grauen des Krieges und das “Nie wieder!” in den Mittelpunkt zu stellen.

 

Bei dem Augustana-Denkmal war es die Deutsche Liga für Menschenrechte, die vor allem die Beteiligung des Reichspräsidenten an der Einweihung des Denkmals wegen der gebotenen Neutralitätspflicht skandalisierte. Weil der General der Infanterie a.D. Sixt von Arnim sich in seiner Eröffnungsrede auf einen angeblichen Auftrag seiner Majestät des Kaisers berief, erstattete die Liga Anzeige wegen Hochverrats. Das Beispiel antimilitaristischen Widerstands blieb juristisch leider erfolglos.

Quellen und Literatur:

  • Richter, Christine Monika, Das Denkmal für die Gefallenen des Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiments Nr. 4 auf dem Garnisionsfriedhof in Berlin-Neukölln, in: Der Bär von Berlin - Jahrbuch des Vereins für die Geschichte Berlins, Nr. 53, Berlin / Bonn 2003, S. 103-118

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